Was bin ich?
Unter dieser Rubrik hat sich ein Jahr lang jeden Monat ein Exponat des Museums selbst vorgestellt. Wer Spaß am Rätseln hat, der findet hier Ausstellungsstücke, die aus ihrem teils sehr bewegten und oft auch anstrengenden Leben im Bauernhaus erzählen. Wir wünschen viel Vergnügen beim Raten!
Der Frühling bringt die ersten warmen Sonnenstrahlen und in den Gärten leuchten schon bunte Blumen. Auch bei unserem April-Rätsel spielen kräftige Farben eine Rolle.
„So etwas wie mich bekommt man eigentlich kaum zu sehen. Geht ja auch niemanden etwas an, was die Damen unter ihrem Trachtenrock tragen. Aber wenn es regnet, ist der oberste, der "stolze" Rock mit seinen Pailletten- und Samtborten einfach zu empfindlich. Dann wird er nach oben geschlagen, sodass die äußere Seite keinen Schaden nimmt. Wer dann so etwas wie mich drunter hat, ist immer noch anständig angezogen. Einen Schlitzerländer Maler hat meine leuchtende Farbe so inspiriert, dass er mich sogar in seinem Atelier hängen hatte.“
Der Gegenstand, der sich im März vorstellt, hat sicher in fast jedem modernen Haushalt einen Nachfahren.
„Hier im Museum gibt es eine ganze Sammlung von meiner Sorte. Auf den ersten Blick mag ich vielleicht hohl erscheinen, aber wer mich einmal in Aktion erlebt hat, der weiß: So ein Ding hat es ganz schön in sich! Ohne weiteres war ich aber nicht startklar. Wer vorher den Ofen nicht angeheizt hatte, konnte sowieso nichts mit mir anfangen. Und am besten fuhr die Hausfrau, die gleich mehrere Eisen im Feuer hatte. So bekam ich keine kalte Sohle und die Hausfrau konnte ohne Pausen mit mir arbeiten.“
Wenn die Hauptperson aus dem Januar-Rätsel ihre Arbeit getan hatte, kam dieser muntere Geselle ins Spiel:
„Ich will ja nicht übertreiben, aber ich glaube, keiner hier im Haus ist so flink wie ich. Oder so fleißig. Ich wetze stundenlang hin und her und werde nicht müde. Naja, die Last, die ich trage, ist nicht schwer und ich muss auch keine steilen Berge bewältigen. Aber die Kilometer, die ich in meinem Leben schon hinter mich gebracht habe, sind doch beachtlich. Hätte ich Füße, sie hätten mir sicher so manche Nacht wehgetan. Aber ich beklage mich nicht. Ich mache meine Arbeit und bleibe dabei stumm wie ein Fisch im Wasser. Apropos Wasser: Mit dem habe ich überhaupt nichts zu tun...“
Im Winter, wenn die Arbeit auf dem Feld ruhte, war es Zeit für handwerkliche Aufgaben im Haus. Hier stellt sich ein wichtiger Helfer vor:
„An sich bin ich die Bescheidenheit in Person. Ich bin handlich, unscheinbar in meiner Form und auch im Material. Ein Stab aus Holz und ein Stein, entsprechend bearbeitet, das ist schon alles. Und ihr müsst zugeben, dass ich genial bin! Mit nichts als Geduld und Schwerkraft könnt ihr dank mir schon seit Jahrtausenden die Grundlage für eure schönen Gewänder schaffen. Zugegeben: ein bisschen Fingerspitzengefühl ist nötig, bis man den richtigen Dreh raus hat. Und Zeit solltet ihr mitbringen. Die modernen Maschinen sind da sicher schneller und effektiver. Aber keine junge Frau könnte sich die einfach unter den Arm klemmen, wenn sie sich mit ihren Freundinnen zum gemeinsamen Arbeiten trifft.“
Wenn das Jahr zu Ende geht, wird es Zeit, zurückzublicken und Bilanz zu ziehen. Da darf dieser Gegenstand nicht fehlen:
„Heute kennt man mich nur noch in der sprichwörtlichen Verwendung. Und wer mich ansieht, kann sich kaum vorstellen, wozu ich Jahrtausende lang gedient habe. Ich war viel mehr als nur zwei Stück Holz… Ich war ein Dokument! Und ein fälschungssicheres noch dazu. Wer zu betrügen versuchte, der wurde spätestens am Zahltag überführt, wenn man die beiden Teile wieder zusammenfügte. Vielleicht würde sich heute so mancher Handwerker danach sehnen, einfach ein paar Kerben in einen hölzernen Stab zu ritzen, statt stapelweise Rechnungen schreiben zu müssen?“
Der November macht sich mit seinen dunklen, nebligen Tagen oft nicht sehr beliebt. Gut, dass man hiermit wenigstens ein bisschen Abhilfe schaffen konnte:
"Ich weiß gar nicht, was alle gegen mich haben. Na gut, ich bin keine große Leuchte. Aber ich habe Jahrtausende lang treue Dienste geleistet und man kann mich mit sehr einfachen Mitteln bauen. Versucht das doch mal mit meinen heutigen hochtechnisierten Nachfolgern! Zugegeben, was die Leistung angeht, stellen die mich ganz klar in den Schatten. Aber so manche schummrige Stube konnte ich doch erhellen. Deswegen finde ich es auch schade, dass ihr meinen Namen nur noch nennt, wenn ihr über langsame Mitmenschen klagt…"
Im Oktober stellt sich jemand vor, der die Familien früher viele Wintermonate lang beschäftigt hat.
„Sagt mal, spinnen die Leute eigentlich alle? Da stehe ich zart blühend auf dem Feld und ahne nichts Böses. Dann plötzlich, einige Wochen später, muss ich ertragen, wie sie mich mitsamt der Wurzel aus dem Boden ziehen. Sie reißen mir die Blätter und Samen ab und werfen mich ins Wasser, um mich dort tagelang einfach liegen zu lassen. Danach darf ich zwar wieder trocknen, aber das Schlimmste kommt erst noch: Jetzt werde ich weichgeklopft und gebrochen und dann wieder und wieder durch die Hechel gezogen, bis ich überhaupt keinen Widerstand mehr biete. Was für eine Tortur! Und danach? Ja, da fangen die Leute dann erst richtig an zu spinnen…"
Pünktlich zum Schulanfang bekommt die Hauptperson des August-Rätsels einen Begleiter:
„Durch meine frischen Farben bin ich ein Farbtupfer in der Kinderkammer. Ich bin noch gar nicht so alt. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg kam ich von Amerika ins Schlitzerland. Ein cleverer Außenminister namens Marshall hatte einen nach ihm benannten Plan ins Leben gerufen. Durch diesen Plan gelangten Hilfsgüter an die notleidende deutsche Bevölkerung. Ich bin eines dieser Hilfsgüter und besonders die Schulkinder konnten mich gut gebrauchen. Ich schützte die zerbrechlichen Griffel und Bleistifte und schaffte Ordnung im Schulranzen. Und mit dem Schiebedeckel konnte man dazu noch wunderbar Linien ziehen. Das Bild auf dem Deckel zeigt fröhliche Jungs beim Hockeyspielen. Dieses Spiel kannte man in Deutschland damals nicht.“
In den Sommerferien hat sich dieser Gegenstand sicher manchmal missachtet gefühlt…
„Jeder Schulanfänger hatte mich im Schulranzen. Heute hat man mich höchstens noch an der Haustüre hängen, für kurze Mitteilungen. Ich bin äußerst praktisch veranlagt: Wenn meine Botschaft nicht mehr benötigt wird, kann man sie mit einem nassen Schwamm einfach entfernen. Danach muss ich mit einem Läppchen trocken gerieben werden. Aus diesem Grund trage ich Schwamm und Läppchen an einer Kordel ständig bei mir. Ich habe zwei Seiten: auf einer habe ich Linien, auf der anderen Seite Kästchen. Und wenn einmal Rillen meine glatte Oberfläche zerstört haben, werde ich mit einem Bimsstein wieder auf Vordermann gebracht.“
Die „Hauptperson“ unseres Juli-Rätsels nimmt die Dinge sehr genau:
„Ich bin schon eine großartige Erfindung. Wer hätte gedacht, dass man so etwas wie mich eines Tages in die Rocktasche stecken könnte? Am besten an der Kette, damit ich nicht verloren ging. Lange Zeit war ich ein Zeichen für großen Reichtum, und oft wurde ich als wichtiges Erbstück innerhalb der Familie weitergegeben – natürlich trug ich dann das stolze Monogramm meines ersten Besitzers. Heute bin ich fast völlig aus der Mode gekommen und viele jüngere Leute haben nicht einmal mehr meinen direkten Nachfolger bei sich.“
Im Juni lernen wir einen Gegenstand kennen, über den sonst eher selten gesprochen wird:
„Ja, ja, ihr könnt euch das heutzutage nicht mehr vorstellen! Aber manch einer war früher froh, wenn er mich im Schlafzimmer hatte. Vor allem im Winter, wenn es auf dem Hof kalt war, dunkel und womöglich verschneit. Wer will da schon gerne nachts noch mal raus gehen? Da wärt ihr auch dankbar gewesen, wenn ihr so etwas wie mich unter dem Bett gehabt hättet. Aus Porzellan oder Blech, das spielte im Zweifelsfall keine Rolle. Hier im Museum gibt es ein paar sehr schöne Exemplare aus Keramik.“
Im Mai stellt sich ein wahrer Klassiker vor:
„So etwas wie uns gab es wohl schon seit der Steinzeit. Es wurde aus den verschiedensten Materialien hergestellt, am beliebtesten war wahrscheinlich Holz. Hier im Museum findet ihr uns aber aus Stein. Mit uns kann man wundersame Dinge machen, man braucht dafür nur ein bisschen Phantasie. Gut, wenn man hoch hinaus will, kann auch ein ruhiges Händchen nicht schaden. Bei den Kindern sind wir seit Generationen beliebt und auch heute noch findet man uns in den Kinderzimmern. Wir lassen ganze Städte und Dörfer entstehen, und manchmal kann man uns sogar staunen!“