Dee Fräjeräj
Wenn es ans Heiraten geht, spielen viele Dinge eine Rolle. Das war früher nicht anders als heute. Ob man zusammenpasst, war damals aber nicht nur eine zwischenmenschliche Frage. Da wurde schon auch geschaut, ob die Höfe zusammenpassten. Dass es nicht immer einfach war, "die Richtige" zu finden, die auch den Ansprüchen der Familie genügt, zeigt uns dieses Gedicht von Hans Steinacker.
Dee Fräjeräj
Text: Hans Steinacker
Aus: So Liet senn mir im Schlitzerlaand - Lieder und Mundart aus dem Schlitzerland. 1999
Dee Moddersproach
Dee Moddersproach, dee Moddersproach,
häängt ämm ess ganze Laawe noach.
Bass merr au dott, bass merr au däänkt,
bee merr sich läät, bee merr sich wäängt,
dee Moddersproach dee ess debei,
de kemmst noch immer in de Reih,
egoal bo uff de Wält du stesst,
bänn du im Laawe nie vergesst,
bee dier deheim dee Liet begähnt,
boo du ess Schwatze hast gelähnt.
Etzt honn dee Liet im Schlitzerlaand
emm Viernähme sich zoo gewaandt
onn meine goar, ess wär verkoahrt
bee onns dee Ahle honn gesoart,
onn, wäjem Lehrer in de School.
Doa soll onns doch de Deiwel hool,
siet dausend Joahr, woar alles kloar,
bee hadd de Buur zomm Hei gesoart:
„Bänn ich onns Katz noach Gieße scheck
onn hohl se noach drei Joahr sereck,
dee krischt noch groad so bee dee Katze,
dee so lang honn deheim gesatze.“
In de Schlitzerlänner Moddersproach,
doa ess e Wässerche e Boach,
enn stiggle Reih, dass ess e Retsch,
bänns rähnt, gitts uff de Gass e Petsch
on bäär ins Bätt gett, läät sich emm.
E Stroasekurv, dass ess e Kremm,
stett dort e Hissje, ess e Hett.
Moargret, dass gitts nett, dee heißt Grett,
on bäär dich uuz well, well dich fopp,
enn Dormel ess, enn Bloasekopp,
onn bäär schnäll wärrst, däär schesst inns Kruut.
Enn räächde Borschd gett zoo de Bruut,
onn dass ess au fier mich ess Bäst,
ich wünsch eich e schee Drachdefäst.
Zitiert nach Fritz Kumpf: Heiteres und Besinnliches aus dem Schlitzerland, Schlitz: Eigenverlag 2000.
Die Muttersprache
Die Muttersprache bleibt einem das ganze Leben lang erhalten, ob man will oder nicht. Was man auch tut oder denkt, die Muttersprache ist immer dabei. Die Sprache der Leute, von denen man das Sprechen gelernt hat, wird man sein Leben lang nicht vergessen.
Trotzdem haben sich die Leute im Schlitzerland jetzt der vornehmen Sprache zugewandt. Manche meinen sogar, es wäre falsch, so zu sprechen, wie es die alten Leute schon immer getan haben. Auch wegen dem Lehrer in der Schule. Soll uns doch der Teufel holen, seit tausend Jahren war doch alles klar! Und wie hat der Bauer schon zu seinem Heinrich gesagt: "Wenn ich unsre Katze nach Gießen schicke und hole sie nach drei Jahren zurück, dann schreit sie noch genauso wie die Katzen, die so lange zuhause gesessen haben."
In der Schlitzerländer Muttersprache ist ein Wässerchen "eine Bach" und ein steiler Rain ist eine "Retsch". Wenns regnet, gibts auf der Gasse eine "Petsch" und wer ins Bett geht, legt sich um. Eine Straßenkurve ist eine "Kremm" und ein Häuschen eine "Hett". Eine Margarete gibt's im Schlitzerland schon gar nicht, die heißt "Grett". Und wer dich auf den Arm nehmen und veräppeln will, der ist ein "Dormel" und ein "Bloasekopp". Wenn einer schnell wächst, dann schießt er ins Kraut und ein anständiger "Borschd" geht zu seiner Braut. Und das ist auch für mich das Beste. Ich wünsche euch ein schönes Trachtenfest!
Freie Übertragung ins Hochdeutsche: Brigitte Lips
Schlitzerländer Mundart
Bee schwaetze dee Lied im Schlitzerlaand?
Was ist eigentlich ein Schwoarzebeerkaamb und wofür braucht der Bauer einen Haurebber? Wie hat man früher im Schlitzerland die Kinder in den Schlaf gesungen und auf welchem Weg kamen wichtige Bekanntmachungen ins Dorf? Und warum hat das Schlitzerländer Platt zwar sieben Wörter für Regen, aber kein einziges für Gastfreundschaft?
Im Winter 2015/2016 haben sich ein paar Schlitzerländer im Buisch ahl Huss zusammengesetzt um von ihren liebsten Dingen im Museum zu sprechen und alte Anekdoten zu erzählen. Natürlich auf Schlitzerländer Platt. Joachim Weitzdörfer hat die Geschichten und Beschreibungen aufgenommen und wir stellen hier im nächsten Jahr jeden Monat zwei neue Aufnahmen mit Anekdoten und „Lieblingsstücken“ vor. Auch einige Gedichte von bekannten Schlitzerländer Mundartdichtern sind hier zu hören und zu lesen. Für „Platt-Anfänger“ gibt es dazu immer auch Informationen auf Hochdeutsch.